
Zwischen „viel zu warm“ und „ganz schön kalt“ existiert dieser wirklich schmale Bereich der perfekten Temperatur. Gestern um 21:00 war es so weit. Meine Tochter und ich stehen barfuß vor unserer Haustür. Der Boden ist angenehm warm, die Luft ebenso. Die Geräusche sind nach Abebben des Tageslärms so wunderbar leiiii…. – nein, jetzt fängt das laute Telefon auf dem Bauernhof gegenüber an zu schrillen.
Wir lachen.
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„Mama, was ist eigentlich der Sinn des Lebens?“, fragt sie mich.
Hoopla, eine so philosophische Frage habe ich jetzt nicht erwartet.
„Also, der Sinn des Lebens ist es…“, fange ich an.
„Mama“, unterbricht mich die 8Jährige, „was ist mit Sinn des Lebens eigentlich überhaupt gemeint?“
Ich grinse.
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„Manchmal fangen Menschen an, sich zu fragen, warum sie auf der Welt sind. Also, was das Ganze soll. Warum sie hier sind. Sie suchen dann nach einem Grund; nach ihrem ‚Sinn des Lebens‘. Verstehst du?“
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„Und was ist er nun? Dieser Sinn des Lebens?“
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Durch diese einfache, aber wesentliche Frage aus dem Konzept gebracht, fängt mein Kopf zu rattern an. Die Antwort auf diese Frage ist mir doch in den letzten Jahren sicher schon mal begegnet und ich bin bestimmt imstande, etwas furchtbar Weises und Schlaues zu antworten.
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Ich warte kurz.
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Mein Kopf summt eine lustige Melodie.
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„Ähm, also. Das Gute ist, mein Schatz, dass du dir den Sinn des Lebens selbst aussuchen darfst. Er steht in keinem Buch. Kein Lehrer kann dir die Antwort sagen und ich auch nicht. Du darfst dir den Sinn des Lebens selbst aussuchen. Und du darfst ihn auch wechseln. Er ist nicht festgelegt. Meistens verbirgt er sich dort, wo dein Herz aufgeregt anfängt zu hüpfen. Dort, wo Arbeit sich nicht mehr wie Arbeit anfühlt – also meistens jedenfalls. Wo du anfängst, die Zeit zu vergessen. An dem Ort, wo sogar diese Frage unwichtig wird, weil du so sehr damit beschäftigt bist, die Antwort darauf zu leben.
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Sie schaut mich an. Schaut die Vögel über uns an. Sagt erst gar nichts und dann „Mama, darf ich morgen ein Eis?“
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„Wenn der Eiswagen kommt und du deinen Euro wiederfindest, dann ja“, antworte ich mit ihrer Hand in meiner und einem Herz, was durch leichtes Hüpfen auf sich aufmerksam macht.